Der Traum des Vaters

„Das Buon Gusto ist meine Bühne“. Wenn Rinaldo Talamonti über sein Restaurant in München spricht, ist deutlich spürbar, dass er stolz ist auf das, was er im Leben erreicht hat. Er hat es geschafft, hat den Traum verwirklicht – wenn auch nicht den eigenen.

lass-juckenSein Vater Ezio war es, der 1964 mit der Familie aus Italien nach München gekommen war, um dort sein eigenes Lokal zu eröffnen. Diesen Traum träumte er für die ganze Familie. Doch Rinaldo wollte nicht die Nebenrolle im Traum seines Vaters spielen. Er zog von zuhause aus und verdiente sein Geld fortan mit zahlreichen Rollen – vor allem in diversen Sexfilmen der 70er Jahre, darunter auch Klassikern des Genres wie „Laß jucken Kumpel“. Doch der wirkliche Durchbruch als Filmschauspieler, auf den er bis heute hofft, blieb ihm verwehrt. Daher kann er es auch nicht verstehen, dass sein Sohn Lajos, der als Schauspieler in freien Theaterproduktionen arbeitet, keinerlei Filmambitionen hegt.

liegestuehle2In Der Traum des Vaters zeichnen Michael Chauvistré und Miriam Pucitta über drei Generationen das spannungsreiche Porträt einer italienischen Familie zwischen Deutschland und Italien. Die Geschichte der Talamontis ist dabei auch exemplarisch für zahllose ähnliche Familienschicksale:
Fünf Jahrzehnte nach Beginn der Anwerbung der sogenannten Gastarbeiter sind viele von ihnen bereits in zweiter oder dritter Generation in Deutschland fest verwurzelt, auch wenn sich sicher nicht alle Träume erfüllt haben. Und in vielen Familien glaubten die Väter zu wissen, wie eine erfolgreichen Zukunft für die Familie auszusehen habe. Die Zukunft war immer schon ein Familienunternehmen. Man wollte nur das Beste für die Kinder, und man wollte es so sehr, dass den Kindern oft nichts anderes übrig blieb, als sich irgendwann dagegen zu wehren.
Ezio musste seinen Traum vom eigenen Lokal schließlich aufgeben. Er ging mit seiner Frau und Rinaldos Geschwistern zurück nach Italien. Doch wenn er heute zu Besuch im Buon Gusto ist und mit seinem Sohn anstößt, empfindet er sich als den wahren Padrone. Der Traum des Vaters ist mehr als nur die Geschichte eines Aufstiegs: Es ist ein kleiner, wahrer Film darüber, wie man immer noch um die eigenen Träume kämpft, auch wenn sie längst von anderen ausgefüllt werden.

Deutschland | 2006 | 58 min.
Buch und Regie: Michael Chauvistré und Miriam Pucitta
Kamera: Michael Chauvistré
Ton: Jens Christian Börner, August Freyhaus, Has Swinkels
Musik und Gesang: Lucia Lauri
Schnitt: Michael Chauvistré und Miriam Pucitta
Sound Design: Marc Parisotto
Mischung: Michael Hinreiner
Redaktion: Christian Baudissin (BR), Zdena Frölich (ARTE), Jochen Kölsch (ARTE)
Eine Coproduktion der Happy Endings Film mit dem Bayerischen Rundfunk